Meine Grossmutter blickte seinerzeit in den Nächten zwischen Weihnachten und Dreikönigstag aufmerksam zum Himmel hoch und machte sich anschliessend Notizen zum Gesehenen. Jahre später habe ich dann in Österreich erfahren, was es mit diesem Studieren des Nachthimmels in dieser Zeit auf sich hatte.
Die Nächte zwischen dem Heiligen Abend und Dreikönigstag nennt man Raunächte, an bestimmten Orten auch Rauchnächte. Hinter dieser Zeitspanne von elf Tagen und zwölf Nächten verbirgt sich die unterschiedliche Länge eines Jahres bei verschiedenen Berechnungsarten: rechnet man mit Mondmonaten (wie es zum Beispiel unsere keltischen Ahnen taten) hat das Jahr eine Länge von zwölf Mondphasen mit 29.5 Tagen, also rund 354 Tage. Zum Sonnenjahr mit rund 365 Tagen ergibt sich also eine Differenz von elf Tagen bzw. zwölf Nächten. Die zum Ausgleich nötigen Tage fügten unsere keltischen Ahnen beim Jahreswechsel als "Tage ausserhalb der Zeit" bei und nannten diese Zeit "Jahresnacht".
Unsere Vorfahren – eben auch meine Grossmutter – nutzten diese Raunächte für allerlei Orakel, zum Beispiel für Wetterprognosen. Das Wetter vorhersagen zu können spielte damals ja eine sehr grosse Rolle um den besten Zeitpunkt für Aussaat oder Ernte festsetzen zu können, sei es nun im Garten oder auf dem Feld. Jede der zwölf Raunächte stand für das Wetter eines Monats des kommenden Jahres: die erste Raunacht also für den Monat Januar die zweite für den Februar und so weiter. Man beobachtete das Wetter: war es in dieser Nacht stürmisch, liess das einen entsprechenden windigen Monat erwarten, war es neblig, kündigte das von eher feuchter Witterung. Eisblumen, Reif oder Schnee auf den Bäumen hingegen versprachen einen fruchtbaren Monat!
Wie zuverlässig diese so gewonnenen Wetterprognosen meiner Grossmutter waren, kann ich nicht beurteilen. Fragen kann ich sie auch nicht mehr; schon längst beobachtet sie das Wetter in den Raunächten wohl zusammen mit den himmlischen Wettermachern…
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