Mittwoch, 4. März 2015

Saatgut betrifft uns alle

Frühling - mit dem Aussäen startet wieder ein neuer Zyklus Leben im Paradiesgarten.

Saatgut ist ein Kulturgut, es wurde durch Menschen geschaffen, indem sie über Jahrtausende die Natur kultivierten. Saatgut gehört zum Kulturerbe der Menschheit, für das wir alle eine grosse Verantwortung tragen. Achtsamkeit und Sorgfalt im Umgang mit diesem Saatgut-Erbe sind für uns alle lebenswichtig.

Wir essen, was wir gesät haben. Wenn wir Bohnen säen, können wir nicht Tomaten ernten, bei Weizen keinen Roggen - das leuchtet ein. Dieses einfache Beispiel wird ernster, wenn wir es weiterdenken: es braucht die richtige Sorte, um auf einem bestimmten Boden mit einer bestimmten Anbaumethode auf einer bestimmten Höhenlage bei einem bestimmten Mikroklima entsprechende Ernten als Lohn für unsere Arbeit zu erhalten. Dazu ist eine hohe Biodiversität gefordert, mit Einheitssaatgut ist das nicht zu schaffen!

Vielfältiges, nachbaufähiges Saatgut macht uns unabhängig von Saatgutlieferanten und garantiert Diversität, Qualität und Souveränität der Landwirtschaft und dadurch der Ernährung der Menschheit.

Eigentlich alles Selbstverständlichkeiten, würde man meinen. Aber ist das wirklich so?

In jüngster Vergangenheit drängt sich eine globalisierte Saatgutindustrie immer mehr in den Vordergrund. Rund 10 Firmen kontrollieren 80% des Marktes. Biodiversität ist da nicht mehr gefragt. Einheitssaatgut wird monopolisiert und damit eine Basis für hohe Gewinne geschaffen. Zur Steigerung und Optimierung der Gewinne versucht die Saatgutindustrie immer mehr, den traditionellen Anbau und die samenfesten (das heisst, eigenvermehrbaren) Sorten zu verdrängen - neuerdings sogar durch die Hintertür mit (auf den ersten Blick harmlos scheinenden) Verordnungen und Gesetzen.

Hat diese Strategie Erfolg (und es macht zum mindestens im US-amerikanischen und EU-europäischen Raum den Anschein, dass es so ist), dann machen sich Bauern und Saatgutzüchter, die ihr eigenes Saatgut ernten und wieder aussäen, strafbar! Etwas, was jahrhundertelang gepflegt und geschaffen wurde, wird plötzlich kriminell.

Es ist fünf vor Zwölf, hier das Ruder noch herumzureissen. Leider ist auf die Politik wenig Verlass. Hier ist kaum mit Unterstützung zu rechnen. Dass entsprechende Anträge der Saatgutindustrie im EU-Parlament kürzlich nicht vollständig durchkamen, ist eher auf Abstimmungspannen zurückzuführen und weniger auf politische Einsicht.

Produzenten und Verteiler von altem, konventionellem Saatgut wie Zollinger, Sativa, Arche Noah, Pro Specie Rara und weitere werden als Erste in den Fokus der Behörden geraten und mit hohen Bussenandrohungen stillgelegt werden.

Gibt es wirklich keinen Ausweg mehr?

Ich meine schon.

Lokale, kleinräumige, aber im Grossen gut vernetzte Strukturen sind nicht so leicht zu zerschlagen. Austausch von Saatgut und von Wissen darüber muss im Kleinen organisiert werden. Noch haben wir die Chance, solche Netzwerke rasch aufzubauen und zu organisieren. 

Kürzlich bin ich auf eine Gruppe von jungen Leuten gestossen, die sich mit Überzeugung und hohem Engagement genau diese Aufgaben zum Ziel gesetzt hat. Informieren, vernetzen, tauschen heisst ihre Devise. Für mich beeindruckend, wie die das machen!

Am 22. März 2015 organisieren sie in Basel einen "Samensonntag". Ich werde dabei sein und mithelfen.



Falls Interesse besteht, kann ich diesen Flyer zusenden oder als herunterladbare PDF-Datei zur Verfügung stellen.

 




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