Montag, 23. Dezember 2013

Wildschaden

Nun ist es stiller geworden im Paradiesgarten. Der erste Schnee hat seine Decke über den Garten, die Felder und die Wälder ausgebreitet und die Kälte lässt eindrückliche Eisgebilde entstehen.




Und jetzt läuft gar nichts mehr? Im Gegenteil: nun bevölkern die Wildtiere die Umgebung. Der Paradiesgarten liegt an der Grenze zu einem Wildschutzgebiet. Da wagen sich die Tiere schon einmal vor zum Paradiesgarten. Ganze Rudel von Hirschen ziehen hin und her. Mit entsprechenden Folgen. Die Hirsche drücken den Hag nieder und dringen in den Garten ein.


Dass die frisch angesäten Winterkulturen (zum Beispiel Winterroggen) von den vielen grossen Hufen geradezu umgestochen werden, mag ja noch hingehen - die haben im Frühjahr im guten Fall noch Zeit, sich wieder zu erholen. Der Rosenkohl und andere mehrjährige Samenträger haben diese Chance nicht: sie werden aus dem Schnee herausgescharrt und ratzekahl gefressen :-(



Selbst vor den jungen Kirschbäumen machen die Tiere nicht halt.



Im kommenden Jahr werde ich einen besseren und höheren Zaun um den Garten erstellen müssen. Der Wildhüter hat mir die nötigen Tipps dazu gegeben. Es sieht allerdings nach einer Menge Arbeit aus....


* * * *

Das wird der letzte Blog vor Weihnachten sein. Ich wünsche allen Lesserinnen und Lesern unbeschwerte, erholsame und glückliche Festtage!


Freitag, 1. November 2013

Weinlese

Die Weinberge leuchten in den schönsten Herbstfarben. 


Aber der erste Anschein trügt: den leuchtenden Farben der Blätter zum Trotz haben die Trauben noch nicht die erwünschte Reife erreicht. Die gemessenen Oechslegrade liegen stark unter den gewohnten Werten. Ein klimatisch schwieriges Rebenjahr liegt hinter uns. Mal sehen, was ich da im Keller noch herausholen kann - eine echte Herausforderung!

Auch wenn ich die Trauben gerne noch etwas hängen gelassen hätte, drängen andere Termine und Aufgaben, jetzt zu handeln. Die Weinlese startet!



Traubenkiste um Traubenkiste füllt sich. Allerdings: es ist kaum eine Traube, die direkt in die Traubenkiste wandern darf; bei fast allen Trauben braucht es aufwändige Handarbeit, die schlechten Beeren herauszuschneiden. Das kostet viiiiiel Zeit...




 

Trotzdem, nach und nach füllt sich auch der Transportesel Haflinger und transportiert die geernteten Trauben in die Trotte (Trotte: Raum, in dem die Weinpresse steht und die Verarbeitung vor sich geht).



In der Trotte werden die weissen und die blauen Traubensorten gemahlen. Die roten Trauben werden einer Maische-Gärung (diesen Begriff und den genauen Ablauf werde ich in einem kommenden Blog erläutern) unterworfen, die weissen Tauben direkt in der grossen Presse abgepresst.




Schon bald blubbern die Gärverschlüsse munter um die Wette!

Sonntag, 20. Oktober 2013

Chabishoblete

Chabishoblete - für unseres Idioms nicht kundige LeserInnen dieses Blogs: Herstellen von Sauerkraut aus Weisskohl - ist ein untrügliches Zeichen für definitives Herbstwerden. Während rundherum die Bäume sich in bunter Farbenpracht präsentieren wie in einem gewaltigen Aufbäumen vor der nahenden Kälte,  werden die grossen, schweren Weisskabisköpfe gerüstet und mit einem Hobel oder einer Schneidmaschine fein geschnitten.


Mit Salz und Gewürzen vermischt wird der geschnittene Kabis in Gläser gefüllt und gepresst. Die anschliessende Milchsäuregärung konserviert  den Kohl und ergibt das säuerliche Sauerkraut-Aroma.



Was für ein Genuss, im Winter Glas um Glas aus dem Keller zu holen und zu schmackhaften Menus zu kombinieren! So verlängert sich die Fülle der Ernte bis weit in den Frühling hinein!



Donnerstag, 17. Oktober 2013

Herbst

Die Tage sind kürzer geworden, die Nächte merklich kälter. Auf den umliegenden Bergen hat sich der erste Schnee festgesetzt. Jetzt heisst es, die Ernte abschliessend einbringen.


Leichter gesagt als getan: die Vegetationsperiode war dieses Jahr eindeutig zu kurz. Die Tomatenstauden sind noch voll behangen mit leider grünen Tomaten (immerhin konnte ich bis jetzt etwa 15 Kilogramm reife Tomaten ernten). Bei den Grosi-Muri-Stangenbohnen sollten die Samen noch dringend ausreifen, ebenso beim Broccoli.





Ganz schwierig ist die Situation bei den Reben: ihnen fehlt definitiv die notwendige Reife; hier wären noch zwei bis drei Sonnenwochen für einen anständigen Oechsle-Grad vonnöten. Mal sehen, was da noch daraus wird...

Von all dem nicht beeindrucken lassen sich die Kühe und Schafe. Sie geniessen ihre Herbstweide, bevor der Winter und damit der Stall ihre Freiheit wieder begrenzt. Auch das Eichhörnchen turnt putzmunter im Nussbaum und frisst sich mit den Nüssen ein Winterspeck an.


Jetzt fehlt doch eigentlich nur noch der Herr Rilke ;-)



Sonntag, 6. Oktober 2013

Let's liberate diversity!

Am vergangenen Wochenende habe ich am Kongress "Let's liberate diversity!" in Basel teilgenommen.

Bereits zum achten Mal trafen sich Bauern, Züchter und Saatguterhalter an diesem internationalen Forum, um über Probleme rund um den freien Zugang zu Saatgut zu diskutieren. Am diesjährigen Treffenstand die nachhaltige Nutzung der Agrobiodiversität im Zentrum. In verschiedenen Workshops tauschten die Teilnehmenden Erfahrungen aus ihren Ländern aus und suchten gemeinsam neue Wege.






Das EU-Saatgutrecht, das zurzeit überarbeitet wird, birgt für die Sortenvielfalt grosse Gefahren. So wird zum Beispiel der Saatgutaustausch - eine jahrtausendealte Tätigkeit - stark eingeschränkt und die Arbeit von Erhalterorganisationen gänzlich unmöglich, ja sogar illegal. Workshops fokussierten diese neue Gesetzgebung und die angestrebte Anerkennung des Samenaustauschs als immaterielles UNESCO Kulturerbe.



In den Diskussionen ergab sich durchwegs immer wieder dieselbe Kette von Folgerungen: 
  • vielfältiges, standortangepasstes Saatgut ist qualitativ hochstehendes Saatgut, 
  • qualitativ hochstehendes Saatgut ergibt qualitativ gute Getreide, Gemüse, Früchte
  • qualitativ gute Produkte führen zu einer guten Ernährung, 
  • eine gute Ernährung trägt zur nachhaltigen Gesundheit bei. 
Die Erhaltung der alten, standortangepassten Sorten und die Vielfalt durch Saatgutaustausch und Züchtung ist daher von eminenter Bedeutung und darf unter keinen Umständen eingeschränkt werden!

Montag, 16. September 2013

Wildfrüchte

In dieser herbstlichen Zeit verwöhnt uns die Natur mit einer Menge von Früchten die wild wachsen; ohne dass wir etwas dazu tun müssen. Einzig die Ernte obliegt uns - was für ein grosszügiges Geschenk!

Ebereschen

Ebereschen oder Vogelbeeren werden meist erst nach dem ersten Frösten geerntet. Dann sind sie weniger bitter. Man kann diese Fröste aber auch simulieren (um den Vögeln zuvorzukommen, die ebenfalls die ersten Fröste abwarten), indem man die geernteten Beeren in den Tiefgefrierer gibt.

(Quelle: naturlexikon.com)


So lässt sich eine wohlschmecken Ebereschen-Konfitüre erstellen: 


500 g Eberesche
250 g Äpfel geschält und entkernt
250 g Brombeeren
1 kg Gelierzucker

1 Zimtstange.

Die Ebereschenbeeren waschen, in kochendes Wasser geben, einmal gut durchkochen lassen und in ein Sieb schütten. Die Äpfel raspeln oder mit dem Pürierstab zerkleinern. Die Brombeeren waschen und gut abtropfen lassen. Alles mit dem Gelierzucker und der Zimtstange aufkochen. Bei starker Hitze unter Rühren 4 Minuten sprudelnd kochen. Heiss in Gläser füllen und sofort verschliessen.



Weissdorn

Der Weissdorn ist eine beliebte Heckenpflanze, wächst aber auch an Waldsäumen. Er ist dank seinen Dornen ein ideales Vogelnistgehölz. Die dunkelroten Beeren schmecken mehlig, mild, manchmal etwas süss-säuerlich. Sie sind reich an Pektin und eignen sich deshalb besonders gut zum mischen mit anderen schlecht gelierenden Früchten wie zum Beispiel Holunder (ebenfalls eine wohlschmeckende Wildfrucht).


 

Schwarzdorn


Der Schwarzdorn, auch Schlehdorn genannt, trägt kirschgrosse blaue Steinfrüchte. Pflückt  man die Früchte vor dem Frost, sollte man sie ebenfalls für einige Stunden tiefkühlen und nach dem auftauen weiterverarbeiten.





Schwarzdornsirup:

2 kg Schwarzdornfrüchte 

750 g Einmachzucker
1 Messerspitze Nelkenpulver
1 Teelöffel Zimt

Die Früchte mit kochendem Wasser übergiessen, sodass sie gut bedeckt sind. Die Früchte einen Tag so stehen lassen, anschliessend die Flüssigkeit abgiessen, einmal aufkochen und wieder über die Schlehen giessen. Diesen Vorgang die nächsten beiden Tage zweimal wiederholen, dann den Saft durch ein Tuch abfiltern. Mit dem Zucker und den Gewürzen so lange kochen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Den Sirup in heisse Flaschen füllen und sofort verschliessen.


nächstes Jahr

Schon gilt es, Vorbereitungen für das nächstes Paradiesgartenjahr zu treffen.

Dazu gehört zum Beispiel das Vorbereiten der abgeernteten Felder für die Aussaat des Wintergetreides.



Das nächste Jahr wird im Rahmen der Fruchtfolge das Feld im Rebgarten an der Reihe sein. Ich habe es heute - an einem bereits herbstlichen, schönen Morgen - umgepflügt.


Gegen Ende Monat, nachdem sich der Boden gesetzt haben wird, säe ich hier den Winterrogen aus.

Montag, 9. September 2013

Vom Korn zum Brot (3)

Dreschtag! 

Nachdem das Korn nun getrocknet und von der Milchreife zur Totreife gekommen ist, sind die Körner genügend hart, damit das Korn gedroschen werden kann. Im Paradiesgarten passiert das mit Hilfe einer Dreschmaschine, die man andernorts in Museen findet... 

Dresche samt Staubsauger (grau)

Aber die ganze Technik funktioniert immer noch tadellos. Drei Teile machen die Dreschmaschine aus: der Tambour, der Schüttler und die Röndle (bemerkenswert: diese drei Teile tragen in den verschiedenen Schweizer Gegenden völlig unterschiedliche Namen).
 
Garbenzuführung Eingang Tambour

Im Tambour dreht sich eine spitzenbewehrte Trommel mit etwa 1100 Touren gegenüber einem feststehenden Spitzenfeld. "Füttert" man den Tambour mit den Halmen und Ähren, werden die Körner auf diese Weise aus den Ähren geschlagen (daher wohl der Name). Am Ausgang des Tambours erscheinen dann die ausgedroschenen Ähren, die Halme und natürlich die Körner - alles bunt durcheinander.

Tambour (vorne), Schüttler (hinten), Röndle (Bildrand rechts)
Der Ausgang des Tambours ist gleich der Eingang für den Schüttler. Er trennt das Durcheinander, das heisst, die groben Strohhalme und Ähren von den Körnern. Eine Menge von kleine Ährchen, Strohteilen und anderen unerwünschten Teilen begleitet aber immer noch die Körner.

Der dritte Maschinenteil, die Röndle, besorgt die Trennung und Reinigung der Körner von den Fremdteilen. Wie? Ganz einfach: mit etwa 210 Touren dreht sich im Innern ein Windrad und bläst die leichten Teile ( = Fremdteile) weg. Die schwereren ( = Getreidekörner) fallen hinunter. Mit unterschiedlichen Siebkombinationen können sogar unterschiedliche Korngrössen aufgteilt werden.


Röndle
So liegt am Schluss das gedroschene Korn vor. Jetzt heisst es, diese Ernte mäuse- und schädlingssicher aufzubewahren für den nächsten Schritt, das Mahlen und Backen!

Netto-Ernte

* * *

Eine Hintergrundgeschichte zur Dreschmaschine: Ich habe sie seinerzeit im Emmental gerettet. Auf meinen Streifzügen durch das Emmental sah ich auf einem abgeernteten Feld die uralte Drescheinrichtung auf einen Haufen geschichtet zum Verbrennen. Der junge Bauer war ziemlich verblüfft und der alte Bauer überglücklich, als ich sagte, ich würde ihnen die Dresche abkaufen. Der Transport in den Paradiesgarten war dann allerdings eine ziemlich komplizierte und sehr aufwendige Geschichte. Vielen Dank, Otto, du hast mir damals ziemlich aus der Patsche geholfen!! Auch Hermann gebührt Dank für seine Unterstützung!


* * *

Noch eine weitere Anmerkung: der Stall, in dem die Drescheinrichtung steht und betrieben wird, trägt auf dem Türbalken die Jahrzahl 1891 - zufällig das Geburtsjahr meiner Grossmutter.

Mittwoch, 28. August 2013

Weiterbildung

Zwischendurch braucht es den Austausch mit Anderen; Bestehendes hinterfragen und auf neue Ideen kommen. Weiterbildung im wahren Sinne des Wortes.

Am vergangenen Wochenende hatte ich gleich zweimal die Möglichkeit dazu.

Zum einen nahm ich an einer Führung durch den Schaugarten von Wyss teil. In seiner engagierten Art vermittelte Dr. Maurin Oberholzer einen profunden Einblick in den Versuchs- und Schaugarten. In der Diskussion gab sich das eine oder andere, was ich mitnehmen und in meinem Paradiesgarten anwenden kann. Ich  habe mir für das nächste Jahr einige Sorten gemerkt, die ich in meinem Garten kultivieren werde.


Versuchsgarten Wyss (Bild: Wyss)


Tags darauf besuchte ich das landwirtschaftliche Bildungszentrum Wallierhof. Hier erhielt ich eine Aktualisierung zu den Themen Bienenhaltung, Kräutergarten, Urban Gardening. 



Lehrbienestand (Bild: Wallierhof)

Dienstag, 20. August 2013

Frisches Gemüse!

Wunderbar: jetzt kann geerntet werden!

Diese Rübli, die Bohnen und Kohlrabi würden wohl die Qualitätsansprüche eines Grossverteilers bei weitem nicht erfüllen: zu unregelmässige Form, zu krumm, zu dick, zu dünn.... 



Aber beim Essen schmecken diese Gemüse derart wunderbar - und das müsste ja eigentlich der Qualitätsanspruch sein - dass dieses in-keine-Norm-passen völlig nebensächlich ist :-))

Donnerstag, 15. August 2013

Pilze



Heute sind mir beim Aufstieg aus dem Tal prächtige Pilze begegnet.



Pilze


Wie hätte da mein Pilzkurs-Lehrer Flück (http://pilze-flueck.ch) gesagt: „ Es schöööns Büuzli!“ 


Hier noch die unterstützende Literatur:

Flück, Markus: Welcher Pilz ist das? Erkennen, Sammeln, Verwenden
Stuttgart, Franck-Kosmos 1995, ISBN 3-440-06706-8



 



Donnerstag, 8. August 2013

Hochbetrieb beim Wachsen

In diesen vom Wetter bevorzugten Sommertagen herrscht im Garten Hochbetrieb  beim Wachsen und Gedeihen.

Buschbohnen "Red Valentine", (PSR)
Kohlrabi "Früher" (PSR GE-1730),
Tomaten "Liguria"

Stangenbohnen "Grosi Muri" (PSR)

Rande "Nonplusultra" (PSR GE-774)

Donnerstag, 1. August 2013

Getreidegedicht

Eine Leserin des Paradiesgarten-Blogs hat mir das nachfolgende Gedicht von Erna Brückner geschickt. Es passt zum Thema des Blogs "Vom Korn zum Brot", weshalb ich es hier wiedergeben möchte:



Freitag, 26. Juli 2013

Vom Korn zum Brot (2)



In diesen Tagen hat das Getreide den Zustand der Milchreife. Das heisst, die Halme sind völlig trocken und die Körner in den Ähren sind fertig ausgebildet, aber noch nicht hart (wenn sie hart sind, spricht man von der „Totreife“).




Bereits beginnen sich Mäuse und Vögel für diese Futterquelle zu interessieren. Es beginnt ein Wettlauf zwischen Bauer und Tieren…
Dieses Jahr habe ich diesen Kampf für mich entscheiden können. Heute Morgen um 6 Uhr, noch vor Besonnung in der Morgenkühle habe ich begonnen, das Getreide zu ernten.
Ich ernte das Getreide meist nach altväterischer Art: mit der einen Hand umfasse ich ein Getreidebündel, mit der anderen schneide ich mit der Sichel (jawohl, wie der Druide in den Asterix-Geschichten) die Halme vom Wurzelstock ab.



Da das Getreide wie erklärt erst Milchreif ist,  muss es vor dem Dreschen noch tüchtig nachtrocknen, das heisst, die Körner in den Ähren trocknen und werden hart. Dazu packe ich das abgeschnittene Getreide in luftdurchlässige Jutesäcke und hänge diese möglichst mäusesicher im Stall auf.
Löcher in den Säcken deuten allerdings darauf hin, dass das nicht immer gelingt und die schlauen Grautiere doch noch einen Anteil ergattern J